Seite:Badisches Sagenbuch 471.jpg

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„Was Ihr sagt, lautet sehr bedenklich,“ sprach jetzt der Eine der Priester, „und besonders ist der Bocksfuß und die Furcht eures Türk ein Zeichen, daß es hier nicht mit rechten Dingen zugehe. Führt uns demnach in die Küche und wenn der Böse vorhanden ist, so wollen wir ihn schon von dannen treiben, denn wir fürchten ihn nicht.“

Nun ging der Zug, dem sich unterdessen auch des Wirths ältester Sohn und dessen betagtes Weib, die in der Nähe wohnten, beigesellt hatte, in die Küche, wo die beiden Geistlichen sogleich den Satan zu exorzisiren begannen und zuförderst ein Zeichen seines Daseyns von ihm verlangten. Der Schwarze ließ sich nicht nöthigen, sondern erklärte ganz furchtlos, daß er hier sey, und da die Geistlichen weiter fragten, was er hier zu schaffen habe, so antwortete er: „ich bin hier, um euer Nest zu verbrennen.“

Das sollst du wohl bleiben lassen! dachten die Geistlichen und fingen nun an, ihre Exorzismen wieder anzuwenden und dem Teufel zu drohen. Allein er spottete ihrer Drohungen und rief ihnen aus dem Kamine zu:

„Laßt euere Bemühungen unterwegs, denn ihr könnt mir Beide doch nichts anhaben. Ihr Beide seyd Gaudiebe und Einer von euch sündigt alle Tage gegen das Cölibatsgebot.“

Unter den Umstehenden befanden sich aber, wie bereits erwähnt, des Wirths Sohn und dessen Frau. Diese ward während der Exorzismen sehr unruhig und entfernte sich aus dem Hause. Kaum hatte sie aber die Gasse betreten, so ergriff sie der Teufel beim Schopf und setzte sie auf’s Dach und zu oberst auf das Kamin. Da gab er ihr einen Topf in die Hand und befahl ihr mit drohender Gebehrde, denselben auszuleeren. Das that sie und noch bevor eine Stunde verfloß, stand das ganze Städtlein in Flammen und alle menschliche Anstrengung, dem Feuer Schranken zu setzen, war vergeblich. Der Salmenwirth war auch unter den Abgebrannten.

Weil aber seines Sohnes Frau von den Nachbarn in der mondhellen Nacht auf dem Kamin sitzend und mit einem Topf in der Hand gesehen worden war, so wurde sie allgemein als die Brandstifterin angesehen und eingezogen. In den Verhören zeigte sich’s denn, daß sie vor ihrer Verheirathung 14 Jahre

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 471. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_471.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)