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’s hent zwische sellem g’stärrige Lokehor

Als[1] Aeugli blizt, wie dini, frisch und chlor,
Und menge harte, chezerische To
Isch fürnehm über selli Lippe cho.

Vor Zite het dört ufem Berg im Schloß

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E Ritter g’waltet mit sim Wib und Troß.

Er het e sufer gwachse Fräuli g’ha,
Hoffertig au und truzig wie ne Ma,
Si einzig’s Chind. Er het’s frei schalte lo,
Drum isch’s vur Busget[2] bis zuem Nüsnutz cho.

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Het d’Muetter g’seit: „mer wend in d’Chilche go!“

Se het’s nu g’lacht und Pfil und Boge gno,
– Me het vor Alters keini Füsi[3] g’ha –
Und helluf! mit viel Hunde vorned’ra,
Goht’s in de Wald dur mengi Habersoot!

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Was chümmert sie des frech vertrapplet Brod? –


Und isch en arme Buur zuem Aetti cho
Und seit: „i ha bim Jage Schade gno.“
Se schlüchtet sie[4] bis an de Grabe nus
Und, wie mi Bürli chunnt, nei, ’s isch e Gruus!

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Gitsem en Schuk[5], und g’schwinder asses blitzt,

Se heter ’s Gehirn im Felsegrab versprizt.

Druf lacht’s und seit: „s chunnt ufen Buur nit a,
Me cha do nidsi gnueg so G’sindel ha!“
’s verzwiflet Wib mit sine Chinderli

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Chunnt üs’rem Fräuli frili nit in Si. (Sinn)

„Was goht mi ander Lüte Chummer a?“
Seit’s, „wenn nu i, was ’s Herz bigehret, ha.“

’s het All’s si Zit. Es sagt emol im Wald;
Druf stigt e Männli usem Felseg’halt,

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Mit wiße Loke. ’s stüzt si uf si Stab:

„Ach Fräuli! nummen au e chleini Gab!“ –
„Glattsufernit![6] Marsch mit dim Weh und Ach!“
Und handumcher! se keit’s en nab in Bach.


  1. Ehemals.
  2. Bosheit.
  3. Flinten.
  4. schleicht sie.
  5. Stoß.
  6. Nichts da!
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_484.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)