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In allen Landen, wo Ihr wart,
Hab’ ich euch glücklich stets bewahrt.“ –

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„Kein schöner Weib hab’ ich erblickt,

Ich lieb euch wie es aus mir blickt.
Ich sah euch oft im tiefsten Traum,
Jetzt glaub ich meinen Sinnen kaum,
Wollt Gott, ihr wärt mein ehlich Weib,

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In Ehren dient ich eurem Leib.“


„Nun so wohl hin!“ sprach da die Zart:
„Auf diese Red hab ich gewart,
Ich zog dich auf mit Liebeskraft,
Die alles wirkt, die alles schafft,

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Ich bin die Deine, ewig Dein,

Doch must du auch der Meine seyn!

Nie darfst du nehmen ein ander Weib,
Dir eigen ist mein schöner Leib
In jeder Nacht, wo du begehrst,

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Und Macht und Reichthum dir beschert,

Ein ewig endeloses Leben,
Will ich durch meine Kraft dir geben.

Unangefocht wirst du nicht bleiben,
Man wird dich treiben, dich zu weiben.

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Wo du’s dann thust, red ich ohn Zagen,

So bist du todt in dreyen Tagen;
Sieh weg von mir und denke nach,
Was dir dein eignes Herze sagt!“ –

„Nun, herzigs Weib, ist dem also,

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So werdet meiner Treue froh.

Was soll ich für ein Zeichen haben,
Daß Ihr von mir wollt nimmer lassen?“ –
„So trag von mir den goldnen Ring,
Vor Unglück schützet dich der Ring.“

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Mit spielendem Kuß er Abschied nahm,

Nach Nußbach er zur Messe kam,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_016.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)