Oft süß, wie Harfenklang – im Abendthau
Erhebt sich neu die schaurig – milde Weise,
Und Geistertritte wandeln ernst und leise.
Dort wohnte Staufenberg, ein edler Ritter,
Groß war sein Muth im Schlachtenungewitter,
Und Lanzenbrechen war ihm Spiel und Scherz.
Der Liebe Reiz auch kannt’ er, süß und bitter,
In mancher Wonn’, in manchem wilden Schmerz,
Sein Sinn allein der freien Lust gewogen.
Einst kehrt mit seiner Schaar aus Thal und Sträuchen
Der Ritter von der Jagd im dunkeln Hain,
Und als das Dörflein Nußbach sie erreichen,
Nah’ ist ein Quell, umweht von alten Eichen,
Und glänzend nun im goldnen Abendschein;
Hier weilt er oft, und läßt in Traum und Sehnen
Auf seiner Laut’ ein Minnelied ertönen.
Jetzt eine wunderschöne Jungfrau fand:
Sie schaut mit Lächeln auf die Silberwelle,
Ihr blondes Haar umschlingt ein Rosenband;
Mild ist ihr Angesicht, wie Frühlingshelle,
Er grüßt: die Maid erhebt sich aus dem Grünen
Und danket ihm mit sittig holden Mienen.
Und als mit Namen sie darauf ihn nennet,
Verwundert sich darob der Rittersmann:
Die Schöne sagt: „Mein Sitz ist neben an;
Ich seh’ Euch oft, wenn Ihr im Fluge rennet
Dem Walde nach feldab und hügelan;
Und schöpft ihr dann den Trunk am Quell der Wiesen,
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_024.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)