Umkränzt ihr Haar von bläulichen Cyanen,
Geschmückt mit jungen Rosen ihre Brust.
Sie sieht ihn an mit unschuldvollen Blicken,
Sie winkt zum Sitz: er folgt ihr gluthbeseelet,
Faßt ihre Lilienhand und sagt dabei,
Wie stets um sie die Flamme noch ihn quälet;
Die Maid antwortet: „Eine Wasserfei
Auch Menschen lieben wir; doch redlich sei,
Wer ein Verlangen fühlt, um uns zu werben;
Sonst wird uns tiefe Qual, und ihm – Verderben.
Gern, Ritter, sah ich Euch an dieser Stelle;
Bleib’ Eure Treu’ so rein, wie meine Quelle,
Und dauernd, wie der Stahl an Eurem Schwert!
Doch wenn sich von Erlinen je der schnelle
Und leichte Sinn zu andern Frauen kehrt,
Und nur mein Fuß zum Zeichen noch erscheinen.“
Er ruft: „Ha! ohne dich ist mir kein Leben,
Und ewig feste Treue schwör’ ich dir!“
Sie eilt erröthend ihm ein Pfand zu geben:
Er drückt sie an die Brust mit süßem Beben
Und spricht: „Ach! welche Wonne finden wir,
Nicht mit dem Gold der Erde zu erkaufen,
Auf holder Flur in meiner Burg zu Staufen!“
Des vierten Tags die Trauung soll geschehn.
Als dieser naht, und setzt auf Flur und Thale
Der Morgen steigt herab von Purpurhöh’n
Da eilt aus dem Gemach zum hohen Saale
Recht künstlich fein, geweiht dem Minnesolde,
Und voll von Silber, Edelstein und Golde.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_026.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)