Bald öffnen sich des Marmorsaales Thüren:
Erlina tritt im Hochzeitsschmuck herein;
Des Quellenreichs, Undinen, blond und fein.
Schon sieht das Volk zur Burgkapelle führen
Die Glücklichen, wo, ihren Bund zu weih’n,
Der Priester harrt, und bald dem edlen Paare
Wie selig fühlt sich an Erlina’s Wangen
Der Ritter nun! Wie dünkt ihm öd’ und rauh
Die stürm’sche Lust der Welt! Sie ist vergangen,
Sein Herz schlägt nur der häuslich-milden Frau.
So wie den regen West die Blumenau:
Ein Jahr entfloh, da lacht – o süße Gabe
Des Bundes! – ihr im Schooß ein holder Knabe.
Jetzt hört man, daß dem Frankenkönig dräuet
Und daß der Held die edlen Schaaren reihet,
Der Gränze nah’, zur tapfern Gegenwehr.
Schon ordnet rings im Waffenglanz und freuet
Sich auf den Streit das sieggewohnte Heer;
Betreten kühn mit ihm des Ruhmes Pfade.
Und Staufenberg? – das rüstige Beginnen
Entflammt auch ihn zu neuer Ritterthat:
Er will zur Liebe neuen Ruhm gewinnen,
Und vor die Gattin tritt, nach langem Sinnen,
Der Rittersmann, fragt zärtlich sie um Rath,
Wie er soll thun; weil Angst und Kummer litte
Ihr Herz vielleicht, wenn er zum Kampfe ritte.
Ein Thränchen von Erlinens Angesicht;
Sie faßt sich und erwiedert: „Heil’ge Bande,
Wie unsre, tilgen Zeit und Ferne nicht.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_027.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)