Will ihn, der ruhmvoll seine Schaar geführt,
Vor dem der Sarazenen Banner sanken,
Hoch ehren, wie dem Helden es gebührt,
Und möcht’ ihm gern auf würd’ge Weise danken:
Lädt er in einen Kreis erhabner Gäste
Den Rittersmann zum hohen Siegesfeste.
Wie glänzt der reiche Saal in stolzer Feier!
Wie wird beim Mahl die Freude hoch und laut!
Und an der Fürstentochter Seite schaut
Man Staufenberg, der Allen werth und theuer;
Ein Flüstern geht: „Nur er verdient die Braut!“
Auch spricht er gern zur schönen Adeline;
Als froh der zweite Tag in Schatten sinket,
Da tritt in sein Gemach ein Höfling ein,
Und spricht: „Ihr wünscht, o Herr, wie uns bedünket,
Der reizenden Prinzessin euch zu weih’n,
Scheint nicht dem Helden abgeneigt zu seyn.
Drum, wollet mir nur Eure Wünsche nennen,
Der Herzog wird Euch gern als Sohn erkennen!
Und Staufenberg versetzt in Gluth und Beben:
Er fühlt in sich der Ehrsucht hohes Streben
Und daß sein Herz die Liebliche begehrt;
Als des Gewissens Schauer sich erheben –
Denkt er: „Wer ew’ge Treu’ der Gattin schwört,
Wie ihm ein falsches Weib? – Gott wird es rächen!“
In wankendem Entschluß, in Noth und Thränen,
Geht ihm die schlummerlose Nacht vorbei.
Zu Otfried eilt er, als die Vögel tönen
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_029.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)