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Den Breschbatterieen der Bauern zum Tort,

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Hoch pflanzt auf den Wall er die Stücke.

Der Ruf: „es ergebe die Burg sich!“ ertönt.
Drauf schallend Gelächter. – Man glaubt sich verhöhnt,
Argwöhnet verderbliche Kriegslist
Im Trotz, der so sicher des Siegs ist.

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Zur That doch befeuert der Führer die Schaar;

Es schmettern die Hörner zum Sturme.
Nun krachen die Böller, es wächst die Gefahr –
Da sieh! auf der Warte vom Thurme
Stolzieret in rasselndem Harnisch und Helm

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Mit sporenumklirrten Kanonen der Schelm,

Aufschlagend entsetzliche Lache!
Dem Feind ist unheimlich die Sache.

Und schwellender gellt sein Gelächter zu Thal,
Und gellender schwillts in die Runde,

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Da hallts wie Drommeten und Trommeln zumal

Als Echo vom waldigen Grunde.
Wie macht so ein Thürmer die Bauern verdutzt!
Flugs haben die Stürmer die Platte geputzt
Bergunter die Kreuz und die Quere

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Aus Angst vor dem schwäbischen Heere. –


So blieb nun verschont vor gefürchtetem Troß
Die Burg in dem Kriegesgewitter.
Gekehrt aus dem Berge der Graf in sein Schloß,
Schlug dankbar das Zwerglein zum Ritter.

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Das hat mit dem Rath ihn, dem klugen, bedacht:

„Zwar hab’ ich die Bauern von hinnen gelacht,
Nun aber ists Euere Sache,
Daß dauernder Frieden Euch lache!

Drum stillet die Klagen der Armen im Land,

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Befreit sie vom Joch dem verhaßten;

Regiert nicht, wie Andre, mit eiserner Hand;
Vermindert die Frohnden und Lasten!“

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_065.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)