Der Kinder Jammern taub verhallt.
O Felsenherz der Reichen,
Tyrannisch im Genusse!
Habt ihr für Warnungszeichen
Die Strafe schlich auf leiser Zeh’
Zur üpp’gen Frau von Bosenstein;
Nach sieben Monden brach das Weh
Des Fluchs auf sie mit Macht herein.
Ergossen seine Lieder;
Sie kam mit Qual und Aengsten
Mit sieben Knaben nieder.
Doch bald weiß ihr versteckter Sinn
Beredet schlau die Dienerin
Zur unheilvollen Frevelthat:
„Auf stillen Pfaden schleiche,
– Wer sieht dir’s angeschrieben? –
Ersäuf’ die bösen Sieben!“
Die Zofe steht im Schilf am Teich,
Im Sack die Kindlein kläglich schrei’n;
Sie sprach: „Ich schaff’ euch Ruh’ sogleich!“
Der See, vom Morgenrothe
Umblutet, rauscht im Becken,
Als ob er zürnend drohte,
Den Rächer stracks zu wecken.
Ihr plötzlich an der Ferse stund:
„Was kreischt in deinem Sack so, Maid?“
„Ei, Herr, sind neugeborne Hund!“
Sie wurde blässer, röther.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_073.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)