Es braußt der Sturm, es saust das Rohr,
Es pfeift im Tannenwalde,
Die Wolken ziehn am Monde hin,
Und auf und ab, durchs nasse Gras,
Dreht sich der Reigen ohne Maaß,
Und immer lauter schwellen
Zum Ufer an die Wellen.
Die Riesenfaust geballet.
Ein triefend Haupt dann schilfbekränzt,
Von langem Bart umwallet,
Und eine Donnerstimme schallt,
„Zurück in eure Wogen,
Ihr Lilien ungezogen!“
Da stockt der Tanz, die Mädchen schrei’n
Und werden immer bläßer:
Zurück in das Gewässer!“
Die Nebel steigen aus dem Thal,
Es dämmert schon der Morgenstrahl,
Und Lilien schwanken wieder
Der Fischer.
Es steht ein Fischer an dem See:
„Verschlinge mich und all mein Weh!
Mein Liebchen hat der Tod genommen,
Was soll mir noch das Leben frommen?“ –
Da ruft es ihm mit Schmeichelton:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_082.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)