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Dann kocht es in der Tiefe, Gewitter steigen auf,

Und flieht nicht gleich der Wandrer mit blitzgeschwindem Lauf,
So muß er in den Fluthen als Opfer untergehen,
Kein Auge wird ihn jemals auf Erden wiedersehen!“

Da steht der Frevler an dem See, wirft seine Bürde ab

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Und stößt hinab mit einem Fluch den Sack ins nasse Grab:

„Da, jage du nun Fische da drunten in dem See,
Jetzt kann ich ruhig pirschen im Walde Hirsch und Reh,
Kann mich nun ruhig wärmen an deines Holzes Gluthen,
Du brauchst ja doch kein Feuer da drunten in den Fluthen!“

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Er sprichts und will zurück, doch hält ein Dorngestrüpp’ ihn an,

Und immer fester zerrt es ihn mit tausendfachem Zahn;
Da kocht es in der Tiefe, Gewitter steigen auf,
Dumpf rollt ob dem Gebirge der Donner seinen Lauf,
Der See steigt übers Ufer, es glühn des Himmels Flammen,

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Und hoch schlägt über dem Mörder die schwarze Fluth zusammen. –


– Stumm liegt der See, als ob die Gluth
Der Rache wieder schliefe;
Glatt ist die Fluth, im Monde ruht
Die unermeßne Tiefe –

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Die Binsen im Kreise nur leise

Flüstern verstohlener Weise.


4.
Einkehr.

Was peitschet und schnaubet und billt und kracht,
Und pfeifet und jauchzt durch die finstere Nacht?

Es rasseln die wüthenden Jäger herbei

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Mit schmetternden Hörnern, mit Hurrageschrei.


Und drunten am Wasser hält stille der Troß,
Da schwingt sich ein jeglicher Reiter vom Roß;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_084.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)