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In des Mondes Zauberschein

Kann man Beide sehen,
Unter Minneschmeichelei’n
Aus dem Rohre gehen.


6.
Die Hochzeit.

Bei Nacht ist ein Klingen und Singen im See,

170
Es stutzen im Forste die Hirsch’ und die Reh’,

Die Vögelein schütteln sich munter.
Es schallet und hallet ein lustiger Lärm,
Es tauchen die Mummler in buntem Geschwärm
Die Fluthen herauf und hinunter.

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Heut hat ja ihr König die niedlichste Fee,

Die schöne Merlina genommen zur Eh’;
Dies will er auf’s Herrlichste feiern;
Nun steiget das lustige Völkchen ans Land,
Im blauen mit Silber gestickten Gewand,

180
Die Dämchen in silbernen Schleiern.


Der König, die Krone von Schilf auf dem Haubt,
Geformt aus Beryll, mit Smaragden umlaubt,
Im Mantel von Purpur und Sammet;
Die Königin, strahlend von Schönheit und Glanz,

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Im goldenen Haar den saphirenen Kranz,

Der von Amphitrite noch stammet.

Nun pflücken sie Blumen und grünendes Reis,
Und bauen gar zierlich am Ufer im Kreis
Sich Lauben mit Tischen und Bänken;

190
Dann sehen sich alle zum köstlichen Mahl,

Es geht in der Runde der Muschelpokal,
Gefüllt mit den feinsten Getränken.

Es blasen aus Flöten von Binsen und Rohr
Viel herrliche Stücklein die Musiker vor,

195
Und laden die Gäste zum Tanze;
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_087.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)