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Mag ich Alles auch verschließen,

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Speis’ und Trank verbergen,

Nichts ist sicher mehr vor diesen
Unverschämten Zwergen!

Speck und Eier, Rahm und Butter
Aus der Speisekammer,

360
Aus dem Stall sogar das Futter,

– Ist das nicht ein Jammer? –
Alles uns hinwegstipitzen
Thun sie Nachts im Stillen,
Und durch Schlüsselloch und Ritzen
Schlüpfen sie wie Grillen.“

365
„Frau, ach Frau! das sind die Zwerge

Aus des Seees Grunde,
Wo sie wohnen hinterm Berge
Mit der Höll’ im Bunde;
Alle Nacht zur Geisterstunde

370
Schleicht ein Trapp ins Thal sich,

Beiden Wirthen in der Runde –
Holen sie das Mahl sich.

Diese Woche ist die Reih’ hier
Nun an uns gekommen,

375
Und der Pfaffe, Gott verzeih’ mir!

Wird da wenig frommen.
Doch will ich, ’s kann ja nicht schaden,
Zu dem heil’gen Manne,
Auf heut Nacht ihn einzuladen,

380
Daß den Spuck er banne.“ –


Pünktlich stellt bei unserm Paare
Nachts der Pfarrer ein sich;
Daß er kühnen Muth bewahre,
Stärkt er erst mit Wein sich,

385
Zündet an hierauf im Kreise

Die geweihten Kerzen,
Denn mit Geistern solcher Weise,
Läßt sich ja nicht scherzen.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)