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Und wie er bläst den Wald entlang,

Da tönt vom Mummelsee
Im Echoklang ein holder Sang,
Wie’s Lied von einer Fee.

Es reißt ihn fort, schon ist er dort

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In schnell vollbrachtem Lauf.

O welch ein wundervoller Ort!
Tief aus der Fluth herauf
Da tauchen in dem Mondenschein
Der Mümmelchen gar viel,

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Sie tanzen fein den Jubelreih’n

Mit Sang und Klang und Spiel.

Sie singen: „Schmucker Jägersmann,
Tritt in den Reigen ein!
Reich’ uns die Hand, o komm heran,

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Bei uns ist lustig seyn!

O komm! dir winkt der Freude Kranz,
Das günstige Geschick
Währt, wie der Stunden Flattertanz,
Nur einen Augenblick.“

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Da wird dem armen Jägersmann

So wohl, so weh vor Lust;
Die Wasserweibchen schaut er an,
Vor Lieb’ ihm schwillt die Brust.
Er taumelt hin, sie fassen ihn,

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Er kann nicht widerstehn,

Hinab zum See – die Melodie’n
Verrauscht des Sturmes Wehn.

Emilie Scotzniovsky.


Mummelsee’s Geschenk.

Zu Kappel pocht’s um Mitternacht
Einst an der Hebamm’ Fenster sacht.
Sie rafft sich auf, erschließt die Thür,
Da tritt ein hoher Greis herfür;

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In Silberflocken fließt ihm lang

Der Bart herab von Kinn’ und Wang’;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_101.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)