Seite:Badisches Sagenbuch II 120.jpg

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es auch in alten Zeiten so guten Wein. Damals waren die Leute treu und redlich, deswegen haben ihnen auch die Seefräulein bei ihrer Arbeit geholfen; wenn es wieder bessere Menschen gibt, werden sie’s auch wieder thun.

(Siehe Mone’s Anzeiger etc. v. J. 1834.)


Aus dem „Simplicissimus.“

Vom Mummelsee gehen noch verschiedene Sagen. Wir theilen hier einige mit, wie sie der bekannte alte Kriegsroman: „die Abenteuer des Simplicissimus“ anführt, woraus sie auch die Brüder Grimm in ihre teutschen Sagen aufgenommen haben:

1) Wenn man Erbsen, Steinchen oder sonst was in ungerader Zahl in ein Tuch bindet, in den See hinein hängt und dann wieder heraus zieht, so findet man dieselbe in gerade Zahl verändert, und so auch umgekehrt. So man einen oder mehrere schwere Steine hineinwirft, so trübt sich der Himmel darüber, und es erhebt sich ein dumpfes Brausen in der Luft, dem oft ein Ungewitter mit Donner und Hagel folgt.

2) Als eines Tages etliche Hirten ihr Vieh nahe beim See weideten, sahen sie plötzlich einen großen braunen Stier aus der Fluth ans Ufer steigen und sich zu ihren Rindern gesellen; einen Augenblick darauf aber kam ein graues Männlein eilig aus dem Wasser nach, und trieb den Stier unter greulichen Verwünschungen wieder in die Tiefe zurück.

3) Ein Bauer fuhr einst mitten im Winter sammt seinen Ochsen und einigen gefällten Baumstämmen über den hartgefrorenen See und kam glücklich ans andere Ufer; sein nachlaufendes Hündlein aber, das nur noch wenige Schritte davon war, mußte jämmerlich ersaufen, dieweil die Eisdecke plötzlich unter ihm auseinander borst.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_120.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)