4) Ein Jägersmann sah im Vorübergehen ein Seemännlein am Ufer sitzen und mit Goldstücken spielen, von denen es den ganzen Schoos voll hatte. Als er schon die Büchse anlegte um darauf zu schießen, huschte das Männlein blitzschnell mit seinem Schatz in die Fluthen und eine Stimme rief daraus:
„Hättest du mich schön gebeten,
Hätt’ ich gern dich reich gemacht,
Doch weil du mich wolltest tödten,
Wirst in’s Elend du gebracht.“
Bald darauf versank auch wirklich der thörichte Schütze in die bitterste Armuth, weil seine Büchse von diesem Tage an kein Thierlein mehr traf, und starb nach kurzer Zeit ganz hülflos und verlassen.
5) Ein Herzog von Würtemberg ließ einst ein Floß bauen, um damit auf den See zu fahren, dessen Tiefe zu ergründen. Als aber die Messinstrumente schon neun Faden tief hinuntergelassen waren und immer noch keinen Boden gefunden hatten, fing das Floß auf unerklärliche Weise an, zu sinken, und wären die Leute darauf nicht schnell damit ans Ufer gefahren, sie hätten Alle ihren sichern Untergang gefunden.
6) Ein Markgraf von Baden, der mit Geistlichen und Hofleuten den See in Augenschein nahm, schoß geweihte Kugeln und versenkte heilige Gegenstände hinein. Plötzlich sprang ein fürchterliches Ungeheuer aus dem Wasser, jagte die Verwegenen in die Flucht, und sieben Tage wütheten Stürme und Ungewitter über der ganzen Umgegend.
Obe uf de Hornesgrinde isch e See, de mer de Mummelsee heißt, denn vor Ziten hen[1] Mümmele oder Seewible
- ↑ haben.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_121.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)