Seite:Badisches Sagenbuch II 140.jpg

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als er aber kaum die Rinde berührte, fiel der Theil derselben ab, welcher die Blende überwachsen und verborgen hatte, und das Muttergottesbild lächelte ihm daraus entgegen. Die Wundermäre verbreitete sich rasch in der ganzen Umgegend und alles Volk strömte herbei, das Wunder zu sehen und dem Bilde seine Gebete darzubringen. Die Edlen von Windeck erbauten auf diesen Anlaß hin neben der Linde eine Kapelle, in welcher das Bild aufgestellt wurde.

(Siehe Al. Schreiber’s „Sagen“ etc. 1839.)


Die Lindenkirche.

Still ist’s schon im Waldesraume,
Vöglein alle flogen ein;
Bei der Heerd, am Wiesensaume
Steht ein Knabe noch allein;

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Bläst in die Schalmei anmuthig,

Daß sich sammelt Groß und Klein –
Sieh, da bricht, goldrosengluthig,
Aus der Höh’ ein Wunderschein!

Lichte Sterne sich gestalten

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Ob ihm, wie zum Strahlenkranz;

Ihn ergreift des Himmels Walten,
Und in Andacht sinkt er ganz.

Süße Töne niederschwimmen,
Wie von sel’ger Engel Mund,

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Und es thun die holden Stimmen

Ihm ein nahes Wunder kund.

Auf springt klingend schon die Rinde
Von dem alten Lindenbaum,
Und vor dem entzückten Kinde

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Glänzt ein Bild in heil’gem Raum.


Mit dem Knäblein in den Armen
Steht die Himmelskönigin,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_140.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)