Seite:Badisches Sagenbuch II 194.jpg

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worden. Man suchte bei ihm nach und das Silber wurde gefunden. Der Steiger wurde verhaftet und ihm der Prozeß gemacht. Er mochte seine Unschuld betheuern, so viel er wollte – alle Bemühungen, seine löbliche Absicht darzuthun, halfen nichts. Der Schein war nun einmal wider ihn und man glaubte ihm nicht. Er ward zum Tode verdammt und das Urtheil an ihm auf öffentlichem Platze vollzogen. Bevor er seinen Hals dem Scharfrichter darbot, rief er noch einmal den Himmel als Zeugen seiner Unschuld an und sprach: „So gewiß der Himmel über meinen Tod weinen wird, so gewiß wird die unselige Silbergrube binnen Jahr und Tag eingehn, so daß Niemand mehr den Eingang dazu finden mag. – Und kaum hatte der Scharfrichter das Haupt vom Rumpfe getrennt, so fiel vom hellen blauen Himmel ein Himmel ein Regen herab. Aber ein Jahr nachher, gerad’ am Todestag des Unglücklichen, stürzte die Erzgrube ein und verschüttete die drei Bergleute, welche ihren Kameraden verrathen hatten. Trotz aller angewandten Mühe vermochte man den Stollen nicht mehr aufzufinden, und so liegt er verschüttet bis auf den heutigen Tag.

Aloys Schreiber.
(Vergl. „Sagen aus Baden und der Umgegend.“ Karlsruhe, 1834.)


Der Hungerberg.

Hinter dem Schloßgarten in Baden, oberhalb des Türkenwegs, zieht sich der Abhang eines Hügels hin, welcher gewöhnlich der Hungerberg genannt wird. Den Namen hat er in Bezug auf einen frischen klaren Bergquell erhalten, der zwischen den Tannen und Buchen des Waldes herabrauscht. Fließt diese Quelle in der Adventszeit stark und voll, so soll es ein gesegnetes und fruchtbares Jahr anzeigen, ist sie aber um diese Zeit schwach und hat wenig Wasser, so bedeutet es Mißwachs im nächsten Jahr, Theuerung und Hungersnoth. Vor Zeiten glaubte man fest an die Vorzeichen dieser Quelle, der man den Namen Hungerquelle gab, und Manche richteten sich mit ihren Verkäufen und Vorräthen darnach. Jetzt hat sich dieser Glauben

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_194.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)