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Wie bald er Junkern Kaspar schrieb,

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Daß er sollt’ eilends kommen.


Der Lindenschmidt, der hätt’ einen Sohn,
Der sollt’ den Rossen das Futter thun,
Den Haber thät’ er schwingen:
„Steht auf, herzliebster Vater mein!

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Ich hör’ die Harnisch’ klingen!“


Der Lindenschmidt lag hinterm Tisch und schlief,
Der Sohn, der thät so manchen Rief, (Ruf)
Der Schlaf hat ihn bezwungen;
„Steht auf, herzliebster Vater mein!

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Der Verräther ist schon gekommen.“


Junker Kaspar zu der Stuben eintrat,
Der Lindenschmidt von Herzen sehr erschrack:
„Lindenschmidt, gib dich gefangen!
Zu Baden an dem Galgen hoch

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Daran so sollst du hangen.“


Der Lindenschmidt war ein freier Reitersmann,
Wie bald er zu der Klingen sprang:
„Wir wollen erst ritterlich fechten!“
Es waren der Bluthund’ all so viel,

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Sie schlugen ihn zu der Erden.


„Kann und mag es dann nicht anders seyn,
So bitt’ ich um den liebsten Sohne mein,
Auch um meinen Reitersjungen;
Haben sie Jemanden Leids gethan,

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Dazu hab’ ich sie gezwungen.“


Junker Kaspar, der sprach nein dazu:
„Das Kalb muß entgelten der Kuh,
Es soll dir nicht gelingen!
Zu Baden, in der werthen Stadt,

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Muß ihm sein Haupt abspringen.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_204.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)