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Der Teufel lauscht im nahen Hag,

Und eh’ er ahnt, was kommen mag,
Ist er, durch Kreuzeskraft, zu Hand
Tief in die Thalschlucht schon gebannt.
Horch, wie er ächzt! ihn drückt die Last,

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Ihn drückt der Fluch zu Boden fast. –

Und sieh’! da kehrt zur selben Stunde
Ein neuer, schöner Frühling ein;
Es lenzt und schwillt in jedem Grunde,
Die Blumen wuchern in die Runde,

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Und Nachtigallen schlagen drein.


Und steht ihr auf des Schlosses Wall
Und späht hinab ins grüne Thal,
Wo sich, in hoher Berge Mitten,
Die Bäume ihrer Frucht entschütten,

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So hört ihr wohl ein ängstlich Klagen

Dumpf an die Felsenwände schlagen;
Den Sturmwind, meint ihr? – Wollt erlauben
Das ist des Teufels Racheschnauben.

Friedrich Otte (Zetter)
(zu Mühlhausen im Elsaß).


Der Ahornbaum.

Am Abhange des Fremersberges bei Baden lag einst die Altenburg, von welcher Alles verschwunden ist bis auf ihren Namen. Zur Zeit, als noch einige Ruinen vorhanden waren, kam ein junger Bauer dahin, um einen ausserordentlich dicken Ahorn zu fällen, der zwischen dem Gemäuer stand. Mit kräftigem Axtschwung hieb er auf den Stamm los, allein die Schärfe des Eisens glitt spurlos an der glatten Rinde ab. Da trat eine schwarzgekleidete Jungfrau zu ihm aus den Trümmern hervor und fragte, was er mit dem Holze zu machen gedenke? „Ei!“ – antwortete der junge Landmann – „Tisch, Stühle und anderes Hausgeräth möcht’ ich mir daraus verfertigen, denn auf den St. Martinstag werde ich heirathen.“

„Dieser Ahorn widersteht auch dem besten Stahlbeile, so

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_212.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)