Seite:Badisches Sagenbuch II 225.jpg

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Kann schützen er des Klosters Frieden,
Das seines Herrschers Grimm bedroht?
Wohl steht er da, in düsterm Sinnen,
Bis halb es in der Seele tagt,

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Und rasch entsendet er von hinnen

Mit Rath und Trost die treue Magd. – –

Noch sind die Brenner nicht gekommen;
Wer kam den Wüthenden zuvor?
Was lärmt und tobt im Haus der Frommen?

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Warum verstummt der Sang im Chor?

Es klirren Fenster, Ziegeln rasseln,
Der Dachstuhl fällt, wie ausgebrannt,
Färbt schwarz sich bei der Fackeln Prasseln
Des Klosters helle Mauerwand.

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Nicht trägt, des Uebermuthes Beute,

Das stille Haus des Brandes Spur!
Es sind des Klosters eigne Leute,
Ihr Werk ist fromme Lüge nur;
Denn klug befolgten ohne Säumen

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Die Frauen, was der Freund gelehrt,

Und in den unversehrten Räumen
Sind sie verborgen, unversehrt.

Da rollen Trommeln, gellen Pfeifen
Die Oos hinan mit wildem Klang:

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Der Feinde trunkne Schaaren streifen

In tollem Muth das Thal entlang.
Doch wie im Klosterhof sie stehen,
Da blendet sie der Täuschung Wahn,
Was sie gewollt, ist schon geschehen:

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Graus der Verwüstung starrt sie an!


Und wie bei wirbelndem Geschmetter
Die wilden Feinde weiter ziehn,
Im Dankgebet zu Gott, dem Retter,
Die frommen Klosterfrauen knie’n.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_225.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)