Gewahrt der Gottesbräute Schaar;
Manch obdachlosem Flüchtling bieten
Sich gern des Klosters Räume dar.
Ein Wanderer begrüßte froh die Flur
Der unvergeßlich theuern Heimath wieder;
Im Rosenglanz erglühte die Natur,
Die Abendsonne glitt am Berge nieder;
In Bilder seiner Knabenzeit versunken.
Mit Wonnestrahlen sein Gesicht verklärt
Der Anblick seiner heimathlichen Gauen:
„Hab’ Dank, o Gott! daß du mir noch gewährt,
Hängt doch, mit seinen innigsten Geweben
An dir, o Heimath, meines Herzens Leben!“
Und in begeistertem Gebete wallt,
Dem lichten Himmel sein Gemüth entgegen;
Vom Wege her zum frommen Abendsegen;
Er naht, und vor ihm steht, erleuchtet helle
Vom letzten Sonnenglanz, die Waldkapelle.
Und drinnen kniet ein Knäblein wunderhold,
Sein thränend Aug’ erglänzt im Abendgold,
„Was will das Kind? Vom Himmel eine Spende?
Ach! finden Sorgen, Leiden, Noth und Schmerzen
Schon Raum im ahnungslosen Kinderherzen?“
Und spricht mit sanftem Wort: „Hör’ auf zu weinen!
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_226.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)