Seite:Badisches Sagenbuch II 234.jpg

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in wichtigen Geschäften könnten gute Dienste leisten. Otho ließ sich solchen Rath gefallen, gab diesem jungen Herrn seine jüngere Schwester zur Ehe und hielt ihnen ein prächtiges Hochzeitfest in Sachsen.“

(Vergl. mit dieser Sage die davon etwas abweichende, folgende Romanze Uhland’s.)


Graf Eberstein.

In Speyer im Saale, da hebt sich ein Klingen,
Mit Fackeln und Kerzen, ein Tanzen und Springen:
     Graf Eberstein
     Führet den Reih’n

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Mit des Kaisers holdseligem Töchterlein.


Und als er sie schwingt nun im luftigen Reigen,
Da flüstert sie leise, sie kann’s nicht verschweigen:
     „Graf Eberstein,
     Hüte dich fein!

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Heut Nacht wird dein Schlößlein gefährdet seyn.“


Ei! – denket der Graf, – Euer Kaiserlich Gnaden,
So habt ihr mich darum zum Tanze geladen? –
     Er sucht sein Roß,
     Läßt seinen Troß,

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Und jagt nach seinem gefährdeten Schloß. –


Um Ebersteins Veste, da wimmelts von Streitern,
Sie schleichen im Nebel mit Hacken und Leitern.
     Graf Eberstein
     Grüßt sie fein:

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Er wirft sie vom Wall in die Gräben hinein.


Als nun der Herr Kaiser am Morgen gekommen.
Da meint er, es seye die Burg schon genommen.
     Doch auf dem Wall
     Tanzen mit Schall

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Der Graf und seine Gewappneten all’.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_234.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)