Seite:Badisches Sagenbuch II 264.jpg

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brachte ihre Heilquellen in Aufnahme und erhob sie zur Stadt; vom Kaiser Bassianus Caracalla, nach Andern erst später vom Kaiser Alexander Severus, welche beide den Zunamen Aurelius führten, erhielt sie den Namen Aurelia, civitas aquensis. Von ihrem damaligen Glanze sprechen noch die ausgegrabenen Mauertrümmer, Steinbilder, Altäre, Meilenzeiger, Gefäße u. s. w. Mit Argentoratum (Straßburg), Saletio (Selz) und Pforzheim war es durch Heerstraßen verbunden, von denen, außer der Bergstraße, die eine geradaus nach dem Rheine, die andere über die Höhen in den tieferen Schwarzwald zog. Die erste, fünfte, achte und vierzehnte Legion hatte in diesen Mauern ihr Standquartier. Unter Kaiser Probus wurden hier die ersten Weinreben gepflanzt.

Aber nicht lange mochte die Herrlichkeit Aurelia’s gewährt haben; sie versank vor dem Andrange der teutschen Völker, die mit gewaffneter Hand ihre Freiheit von den Fremdlingen zurückforderten, deren Zwingburgen, Kastelle und Wartthürme brachen und die Brandfackel in die zierlichen Tempel und Villen schleuderten; damals verschwand auch, mit noch viel anderen ähnlichen Ansiedelungen, unsre heitre Quellenstadt fast spurlos, als wäre sie nie da gewesen.

Die Alemannen wohnten nun, etwa vom Jahr 237 nach Christi Geb., in dieser Gegend, und die Oos und die Murg bildeten die nördliche Grenze ihres Gebietes. An Aurelia’s Stelle sehen wir im Laufe der Zeit einen Ort sich erheben, den wir zuerst in einer Urkunde Dagobert’s II. vom Jahr 675 als eine Ostfränkische Besitzung unter dem Namen „Badin“ erwähnt finden; späterhin begegnet er unserm Blick als der Hauptort des Oosgau’s (auch Uffgau, Ußgau), sogenannt von dem Bergwasser, das bei seinem Ursprung Beinnersbach, weiter Oosbach und zuletzt Oelbach heißt. Das über den Trümmern der Römerherrschaft gegründete Herzogthum Alemannien hatte sich nämlich nicht allzulange behaupten können, ohne an die mächtigen Nachbarn, die Franken, wenigstens den Schein der Selbstständigkeit zu verlieren. Die Oberherrlichkeit der Merovinger verdrängte die uralten Götter, die Anbetung des Kreuzes griff siegend Platz und veränderte allmälig Gesinnung und Sitten.

Der bezeichnende Punkt in der Uebergangsperiode von der Barbarei zum Mittelalter ist die Regierung Karls des Großen, unter dessen Nachfolgern das von ihm gegründete Reich sich trennte. In diesen Zeiten der Verwirrung stund kein Besitz fest, und wir sehen die Quellenstadt, wie andere Orte auch, ihre Herren öfters wechseln. Ludwig der Teutsche gab Baden wieder an die Mönche von Weißenburg, denen es voreinst König Dagobert geschenkt hatte.

Unter Otto dem Großen kam der Oosgau an das Herzogthum Schwaben; im Jahr 1036 verlieh Heinrich III. bei der kaiserlichen Pfalz zu Baden, die wahrscheinlich auf dem Balzenberg gestanden, ein Erbgut an das Stift Speyer.

Eine Urkunde Otto’s III. ist von Baden aus ausgestellt.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_264.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)