Seite:Badisches Sagenbuch II 266.jpg

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Männlein aus dem See nach, in Rattenpelz gekleidet, um den Stier zurück zu holen. Da dieser jedoch nicht gehorchen wollte, bat das Männlein zwei von den Hirten, sie möchten ihm behülflich seyn, den Stier wieder einzufangen und in den See zurück zu treiben. Diese waren sogleich dazu bereit und es gelang ihnen, den wilden Stier bis an den Rand des See’s zu treiben, wo er sich augenblicklich in die Fluthen stürzte und nicht mehr zum Vorschein kam. Das Männlein im Rattenpelz aber sagte zu den Hirtenknaben: „Hier schenke ich Jedem von euch als Zeichen meiner Dankbarkeit einen Stein; wohin ihr ihn werfen mögt, da wird auf der Stelle ein warmer Quell entspringen, der heilsame Kräfte besitzt gegen mancherlei Krankheiten.“ – Die Knaben nahmen vertrauensvoll die Steine und bewahrten sie lange Zeit auf, ohne davon Gebrauch zu machen. Zufällig kam später einer dieser Hirten in das Thal, wo jetzt Baden liegt und ruhte sich auf dem Hügel aus, in dessen Innern die meisten Heilquellen der Stadt kochen. Da gedachte er plötzlich des Steines, den er vom Seemännlein erhalten hatte, nahm ihn aus der Tasche und ließ ihn den Felsen, auf dem er saß, hinabkollern, und siehe da! wo der Stein auffiel, öffnete sich ein Spalt im Felsen, aus welchem heißes Wasser heraussprudelte. So entstanden der „Ursprung“, die „Höllenquelle“ und die „Klosterquelle“ in Baden-Baden. Der andere Hirt aber warf seinen Stein im oberen Enzthale nieder, worauf die Quellen entsprangen, welche jetzt das Wildbad bilden.

(Obige Sage gehört zum Theil zum Märchenkreise des Mummelsee’s. Sie wird u. A. auch erzählt in Lud. Klüber’s „Beschreibung von Baden, bei Rastatt u. s. w.“ (Tübingen, 1810. Bd. 2. Seite 194.)


Zu den „Sagen vom alten Schloß.“ Von Seite 180 an.

Hier schauten vor mehr als einem halben Jahrtausend hinaus die Hermanne, die Gründer des Hauses Baden, die mit den Kaisern aus dem Heldenstamm der Hohenstaufen in die Kriege nach Wälschland und als Kreuzritter nach Palästina zogen; Antiochia in Syrien ist Hermanns IV. Grabstätte. Seine Gemahlin Irmentraud, Heinrich des Schönen Tochter, leitete von hier aus den Bau des Jungfrauenklosters Lichtenthal. Von hier aus zog Hermann V., um Gemahl der Erbtochter von Oesterreich zu werden; derselbe, dessen unglücklicher Sohn Friedrich mit seinem Jugendfreunde Konradin unter dem französischen Mordbeil fiel (1248). Markgraf Rudolf I. bekämpfte von hier aus den großen König Rudolf von Habsburg, wehrte sich ritterlich gegen dessen drückende Uebermacht und ward ein neuer Stammvater seines Hauses. Unter seinen Nachkommen kriegte der tapfere Markgraf Bernhard in zahlreichen Fehden, besonders mit den Städten Straßburg, Freiburg und Breisach, und ward ein wahrer Mehrer seines Landes. Markgraf Jacob der Friedfertige, Gründer des Stifts Baden (1453), hielt streng auf den Landfrieden, säuberte das Land von

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_266.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)