Seite:Badisches Sagenbuch II 277.jpg

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den Plackereien in eigener Person beizuwohnen, seiner Fürstlichkeit ganz vergessend. Er ritt zur Rauberei mit seinen Dienern auf die Straßen, versteckte sich in die Kornfelder, fiel heraus und beraubte die Reisenden ohne Scheu und Scham; warf die Fuhrleute nieder, beraubte die Kaufleute und nahm was er bekommen konnte. Das that er Alles frei und öffentlich, ließ die Beraubten binden und zählte in ihrer Gegenwart das ihnen abgenommene Geld, was er alsdann nach Wohlgefallen mit seinen Raubgesellen theilte. Dabei kam es auch zu Mordthaten, wie an einem wälschen Krämer geschehen, der erschossen wurde. Mit den ihm abgenommenen Sachen schmückte der Markgraf sein Schloß aus.

„Wie nun immer eine schlechte Handlung die andere nach sich zieht, so hat Markgraf Eduard auch sich des Falschmünzens unterfangen, welches in den Rechten sowohl als in der Kaiserl. Peinlichen Halsgerichtsordnung hoch verboten ist. Aus einer sonderbaren Mixtur von Metallen, welche der Malefikant Franz Muscatello zu bereiten wußte, wurden Ferdinandische Thaler, Klippenthaler, Portugaleser von 10 Dukaten Werth, etc. geprägt, dieselben auf der Frankfurter Messe ausgegeben und die Leute damit betrogen. Er, der Markgraf selbst, war zugegen, wenn gemünzt wurde, und zog das zu Augsburg erkaufte Preßwerk mit eigener Hand. Die Stempelschneider zu bekommen, brauchte er Gewalt und hielt sich Alles für erlaubt.

„Ja, er ließ sich von dem leidigen Satan so weit treiben, führen und einnehmen, daß er einem seiner Vettern durch ein von Muscatello zubereitetes Giftwasser, als er sie zu Gaste bat, das Leben nehmen wollte. Eben das war er zu thun gesonnen, als Markgraf Ernst Friedrich nach Ettlingen kam, um dort ein Passionsschauspiel vorstellen zu sehen. Dieses Giftwasser, dessen noch eine gute Portion auf dem Schlosse zu Baden gefunden worden, hat seinen wirklichen Effect an vielen Personen gethan, wie die urzichtlichen Aussagen sub Rubrica de Veneno beweisen und darthun. So war auch noch ein anderes Gift vorhanden und gebraucht worden in Gestalt eines unschädlich scheinenden, weißen Salzes.

„Dabei ist es aber nicht geblieben. Sondern es hat Markgraf Fortunatus auch ein teuflisch-zauberisches Mittel zur Hand genommen, welches der Malefikant Pestalotzi vollführen sollte, den Markgraf Ernst Friedrich zu tödten; Siehe die ursichtlichen Aussagen sub Rubrica de Imagine. Das sollte geschehen durch ein sonderlich dazu geformtes Bildniß, welches des Markgrafen Ernst Friedrichs Person repräsentiren und nach Ausweisung seiner negromantischen und zauberischen, bei ihm gefundenen Bücher, mit Beschwörungen und anderen teufelischen Zierlichkeiten und Solennitäten hat zugerichtet werden sollen. Zu dem Ende sandte der Markgraf Fortunatus seinen eigenen Hofkaplan und Meßpriester, Marko del Furno, nach Trarbach mit seinem eigenhändigen, mit seinem Wappen verpetschirten Brief an

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_277.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)