Seite:Badisches Sagenbuch II 288.jpg

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vast vmb mitternacht der alt man für daß Haus kommen, angeklopft, und an die fraw begehrt man soll Im die Capellen vfthun, das hat die Fraw gethon, do bat sie den Alten in aller gestallt vnd beklaidung gesehen, wie hieuor die annder fraw Ine auch gesehen. Es sein Im drey Par kurzer mentschle nachgegangen, alweg ein mansperson vnd ain weib, vnd die sein nit In gaistlicher Claidung wie vormals beklaidet gewesen, sonder in weltlicher Claidung vnd vnder den weibspersonen Ist eine allerdings zugeruft gewesen, als ob sy ain Hochzeitere were. Sie sein in die Capellen gangen, Aber zwen man die Inen am Letsten nachgefolgt, Vnd Jeder ein leiren bey sich gehapt, die sein vor der Cappellen bliben. Der alt man aber hat, wie sie hineingekommen, sein buech herfur gezogen, vnd darin gelesen, vnd alle die Zeit er gelesen, sein die drey Par Creuzweiß vf dem Boden gelegen, Nachgends wider vfgestanden, Do Ist der alt greiß zu Inen gangen, vnd do hat die Clingel-fraw gesehen, daß er zwayen vnder Inen die Hendt zusammen gefuegt vnd was darzu geredt, das sie doch nit verstanden, In aller gestalt, als so man zway eheleut zusammen gibt, Wie das alles beschehen, sein sie wider vser der Capellen gangen. Do hat sich der alt Man vff ein Kloz, der vor der Capellen, gesezt, Aber die zwen mit der Lairen haben dozu danz gemacht. Do haben die drei Par ganz züchtiglichen mit ainander gedanzet, vnd allwegen zwischen zwaven Paren sein zway Cleine thierle geloffen, In der große vnd gestalt wie die schaff, sein Rot gewest. Haben Zimbelen (Glöcklein) an den helsen hangen gehapt. So sich dann der Danz verendert, vnd das sich die mentschen gegen ainander geduckt oder genaigt, so sein dise kleine dirke auch vor Ain andern gestanden, vnd sich genaigt, diser danz hat ein guete weil gewert, dem hat der Alt greiß zugesehen, vnd die Clingel fraw, Hiezwischen hat Niemands mit dem andern geredt. Nachdem nu der Danz sein endtschafft erraicht, do sein sy mit ainander In der ordnung wie sie kommen abgeschaiden, vnd den weg als ob sie vf Eberstain welten, wie hieuor gangen, In selbigem Hingeen, haben sie diser frawen kam gelt mehr geben. Auch hat der alt Man weiters mit der frawen nitt geredt, sein vngeredt mit ainander daruon zogen. In etlich Zeit hernach Ist Graf Wilhelm von Eberstain widerumb auß Hungern kommen,

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_288.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)