Seite:Badisches Sagenbuch II 290.jpg

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weiter Im Seckel befünden, also Ist die guet Fraw mit diser vertrostung vßerm berg geschaiden, der vnerkant man hat sie vor tags biß geen Gerspach wider gelaitet, das sie nit gewist woher sie komen oder an welch ort sie gewesen. Hernach hat sich befunden, das dieselbig Hebamme Ir Leben lang gelz zue Irem gebrauch genug gehabe. Wer guet das wir derselbigen münz In vnser Landzart auch hätten, vnd bey sollichen abentheurlichen vnd vngewonlichen sachen, Ist der gewallt vnd die Allmechtigkait gottes Reuchlichen zu spueren.[1]


Es sein sonst ander vil selzamer Hendel vmb Eberstain furgangen, Darumb es auch noch heutigs tags, an etlichen Orten, bei der nacht sonderlich aber bey dem wachtelbronnen, nit gehewr, also das die grasen selbs Inen entsezen bey nacht daselbs fur zu reiten oder zu Wandlen, vnd waist doch niemands warumb, Auch die graf selbs kundens nit sagen. Wie dann bewist, das Ain ort mehr weder das ander von den gespenstern wurt Infestirt, Jedoch hat bey tags die Herrschaft vil Kurzweil daselbs, das man sommers Manichmal zu abendt alda pfligt zu essen. Graf Wilhelm von Eberstain hat eins morgens als es noch dunckel gewesen, ein greuselichen fahl daselbs mit eim Pferdt gethon, vf etlich Clafter hoch hinab, das sich zu verwundern, wie er bey Leben hat kinnen bleiben, Dann das Pferdt ohne vrsach ein fahl mit Im die halden hinab gethon, Jedoch Ist er und das Roß unbeschediget daruon kommen, Er hat selbs vermaint das gespenst hab Im das Pferdt daselbs vberabgeworfen. Die Alten haben vermuetet der Adam von Rosenstain, Ist ein Lediger von Eberstain gewesen, Hab vor vil Jarn ein schaz ob dem Wachtelbronnen vergraben, vnd am dannen darzu gesezt, darumb auch Er Hernach biß zu ende seins Lebens alle nacht darzu gangen, etwann vserm bronnen gedrunk auch zu zeiten sein gebet darbey verbracht vnd soll daruon abgestorben sein vnd das gelt seinem Herren also entfuert, daher, sagt man, lauff sein gaift bey der nacht umb vnd bey dem bronnen.


  1. Vergleiche mit dieser Hebammen-Dienstleistung die Sage „Mummelsee’s Geschenk“ S. 101, und das „freigebige Erdmännlein“ unter den Sagen von Durlach.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_290.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)