Seite:Badisches Sagenbuch II 291.jpg

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Bey wenig Jaren, Nemlich Anno 1562, Ist dasselbig gelt bey nacht vßgraben worden, vnd hinweg kommen, das Niemands grundlich sagen kan von wem das beschehen. Die gruben Ist noch zu sehen, Aber der schazgraber hat sich das gespenst nit erschreken oder Abtreiben lassen, Ich hab wol gehört, das es Kundzleut sollen gethan haben, Wiewol es doch selten mit den schaz gerath, vnd Ist auch ein grose sorg vnd gefahr darbey.


Noch haben wir ain alte Historia oder geschicht, die sich bey dem wachtelbronnen begeben. Im Jar 1518 als der groß Landzsterbendt gar nahe in allen deutschen Landen, Hat sich der from graf Bernhart mit seinem Gemahl der grefin von Sonnenberg vf Eberstoin gehalten. Er hat ein maister Koch gehapt, gehaisen der Marcell, der Ist eins nachts, als der durchschein vfgestanden vnd zum fenster hinauß gesehen, gegen den Wachtelbronnen der Stat Gerspach zu; also hat er gesehen vil Personen weib vnd man, die ainander bey den Handen vnd den weg vom Wachtelbronnen dem Schloß zu ein Rayen gedanzen haben, gleichwol ohne ainig Spill. Als sie wol zum Schloß herauf kommen, hat er etlich vnder der Componia gekent, Insonderhait aber hat er sich selbs in seiner Claidung gesehen, daß er sich Höchlich verwundert. Er hat sie bey dem Schloß hinum sehen danzen, dem Sichhof zu, das er nit gewist wo sie hinkommen sein. Desselbigen Jars sein alle die so der Koch am danz gesehen gestorben, wie dann Ime Koch auch beschehen. etc.[1]

(Bruchstück aus Wilhelm Werner’s, Freiherrn von Zimmern, Geschichte seines Hauses. – Handschrift aus der Mitte 16. Jahrhunderts, aus dem Fürstl. v. Fürstenberg’schen Archive zu Donaueschingen.)


Der Koch zu Eberstein.

Am offenen Fenster im Mondenschein
Steht der Meister Koch auf dem Eberstein.

Ueber Thal und Gebirg ein mattes Licht
Gießt der Mond, der durch die Wolken bricht.


  1. Letztere Sage, in metrischer Version von Gerh. Helfrich, lassen wir folgen.
    Der Herausg.     
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_291.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)