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Da kommt ein bucklig Männchen,

Nicht höher als drei Spännchen,
Vom grünen Berg herab
Und spricht: „Nach Gernsbach wandre,
Und stehl dir eine andre,

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Du dummer Hirtenknab’!“


Doch Hänschen sagt: „Mit nichten
Mag’ ich so was verrichten,
Die Ehr’ ist mir zu lieb;
Viel eher wollt’ ich laufen,

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Mein letztes Hemd verkaufen,

Als daß ich würd’ ein Dieb!“

Kaum ist dies Wort gesprochen,
Hat lachend sich verkrochen
Der kleine Schelm, der Zwerg;

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Da tönt’s „Gaggagg“ vernehmlich,

Husch, husch, da schlüpft bequemlich
Das Gänslein aus dem Berg.

Vor Freuden tanzt mein Hänschen,
Und flügelnd setzt sein Gänschen

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Das muntre Gaggagg fort;

Bald flog durch’s Thal die Kunde
Und von derselben Stunde
Heißt Gaggenau der Ort.“

Das Mädchen und das Bübchen

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Im traulich warmen Stübchen

Sind selig eingenickt;
Großmutter sitzt im Stuhle,
Sie sitzt und dreht die Spule
Gar fleißig und geschickt.

Eduard Brauer.

Unter den Bewohnern des Murgthals geht, nach Aloys Schreiber’s Zeugniß in den „Sagen von Baden“ etc. S. 57, über die Entstehung des Namens Gaggenau eine, freilich weder sinnreiche noch poetische Sage. Hier ist dieselbe im Gewand eines Kindermärchens, das sich wohl allein für sie schickt, etwas ausgeschmückt wiedergegeben.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_307.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)