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Du wankest hin zum Thale

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Kraftlos und müd’ und bleich,

Und schlürfst aus voller Schaale
Die Fluth so lebensreich;
Bald trägst du von der Quelle –
Des Siechthums Qual entrafft, –

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In deiner Seele helle

Den Schatz der Jugendkraft.

Gerhard Helfrich.
(Aus E. Brauer’s „Sagen und Geschichten der Stadt Baden etc.“ Karlsruhe, 1845.)


Das Pfarrdorf Rothenfels, von der Amtsstadt Rastatt zwei und eine viertel Stunde südöstlich und eben so weit von Baden entfernt, liegt am rechten Ufer der Murg, ist sehr alt und gehörte früher den Grafen von Eberstein. Gegenüber, auf dem linken Murgufer, liegt das Schloß Rothenfels nebst einem großen Landgut, welches dem Markgrafen Wilhelm gehört und durch reizende Gartenanlagen, so wie durch seine musterhafte Landwirthschaft ausgezeichnet ist. Als man im Jahr 1839 hier nach Steinkohlen grub, deren der Boden ein reiches Lager bergen soll, entdeckte man eine Mineralquelle: einen lauwarmen, eisenhaltigen Natron-Säuerling. Bald war dieselbe gefaßt, mit den nöthigen Gebäuden versehen und schon jetzt erhält sie, nach bereits vielfach bethätigter Heilkraft, reichlichen Zuspruch, namentlich aus dem benachbarten Baden, von Trink- und Badegästen, welche zum Theil hier eine Nachkur gebrauchen.


Die drei Schwestern.

Am Eingang in das romantische Murgthal schaute in uralter Zeit von einer Höhe des linken Ufers eine Burg herab, die aber längst bis auf die letzte Spur verschwunden ist. Als nur noch wenige Trümmer davon übrig waren, stunden am Abhange des Hügels drei Linden, welche die letzte Besitzerin der Burg zum Geburtstag ihrer drei Töchter gepflanzt hatte und die darum „die drei Schwestern“ genannt wurden.

An einem schönen Sommerabende kehrten einst in der Schenke, die am Fuße des Schloßbergs lag, drei junge Ritter ein, die sich durch Zufall auf der Reise zusammengefunden hatten. Der Eine war ein reicher Graf aus dem Elsaß, mit stattlichem Gefolge; der Zweite wurde gewöhnlich „der Ritter vom See“ genannt, weil seine Güter am Bodensee lagen.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_311.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)