Seite:Badisches Sagenbuch II 333.jpg

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raubte Eure Tochter, um sie Euch entehrt wieder zurückzusenden. Unter dieser Verkleidung gelang es mir, ihr Herz in Liebe zu mir zu entflammen, doch ihre Reize waren so mächtig, daß sie meinen Haß entwaffneten. Ich beschloß, mit ihr zu fliehen; vielleicht hätte ich in der Ferne ein stilles Glück an ihrer Seite gefunden und meinen Schwur dennoch dabei gehalten, da Ihr ja durch mich Euer theuerstes Kleinod verloren. Agnes wußte nichts von meinem eigentlichen Vorhaben. Es ist mißlungen. Wohl mir, daß ich sterbe! Das Gold, womit mein Roß beladen ist, gehört ins Kloster; es mag ohngefähr den Werth dessen betragen, was das Kloster widerrechtlich von meinen Stammgütern erhielt!“ – Hier verließ ihn das Bewußtseyn.

Die Gräfin Agnes war während dieser Rede wie leblos zu Boden gesunken. Zwischen Mitleid und Rachgier schwankend, stand Graf Eberhard in tiefen Gedanken. Endlich befahl er den Knechten, von Baumästen eine Tragbahre zu fertigen und den Verwundeten nach Eberstein zu bringen. Er selbst nahm seine ohnmächtige Tochter vor sich auf’s Roß und eilte seiner Burg zu. – Von dem Abte vernahm man nie mehr etwas im Kloster, nur daß ein Unbekannter das von Jenem auf die Flucht mitgenommene Gold zurückbrachte; doch erzählt man, der Abt sey unter sorglicher Pflege auf dem Schloß Eberstein genesen, habe bald darauf, von dem Grafen reichlich mit Geld und Waffen versehen, unter fremdem Namen das Kreuz genommen und sey in Palästina in der Schlacht von Edessa geblieben. Die Gräfin Agnes aber nahm den Schleier im Kloster Frauenalb und starb in der Blüthe ihrer Jahre.

Al. Schreiber.
(Vergl. „Sagen aus Baden und der Umgegend.“ Karlsruhe, 1834.)


Fürstenzell.[1]

Im dreizehnten Jahrhundert zogen aus Deutschland zahlreiche Schaaren von Edlen und Reisigen nach Ostpreußen und


  1. Die Ruine Fürstenzell liegt nicht weit von der Stadt Ettlingen, heißt auch Burgstadel, und ist ferner dadurch bekannt, daß im Jahre 1802 die Ueberreste einer römischen Villa und ein Neptunsbild ausgegraben wurden.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_333.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)