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So ward der Tag geschieden,
Und heil’ger Abendfrieden
Umweht ihn wonnesam;

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Da setzt er sich ermattet,

Vom Eichenzelt umschattet,
Auf einen morschen Stamm.

Still ward’s im Hain allmälig;
Das Lied, das hundertkehlig

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Noch jüngst das Laub durchscholl,

Erstarb in sanften Lauten,
Und durch die Wolken schauten,
Die Sterne sehnsuchtsvoll.

Und wie der Markgraf ruhte,

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Ward ihm so wohl zu Muthe;

Ihm schien, daß unsichtbar
Ein Engel ihn umkreiste
Und flüstert ihm im Geiste
Die Worte himmelklar:

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„Hier, wo erhabne Eichen

Die Riesenhand sich reichen,
Und traulich aus den Höh’n
Dir Grüß’ entgegen rauschen,
Im Grase Veilchen lauschen,

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Hier ruht sichs gut und schön,


Hier muß die Zwietracht schweigen,
Hier, wo auf allen Zweigen
Ein sel’ger Friede ruht;
Vom Sang der Nachtigallen

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Die Wipfel widerhallen,

Hier ruht sichs süß und gut.

Im bunten Hofgewühle
Sitzt Sorg’ auf weichem Pfühle,
Langweil’ im Gallakleid;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_342.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)