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Verborgner Mächte heil’ge Macht

Sich siegender verkündet.

Nur Berthold, nur der stolze Graf
Von Henneberg verschmähte
Den frommen Wahn, und höhnend traf

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Sein Spott, wen im Gebete

Er nahen sah dem Heiligthum,
Erhörung dort zu finden;
Verachtung für der Gottheit Ruhm
Sollt’ feinen Ruhm begründen.

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Oft donnert mit dem Jagdgewühl

Er durch des Waldes Mitte,
Der wilde Schwarm hat kein Gefühl
Für frommer Ehrfurcht Sitte.
Er stürmt dahin, der Mordsucht Gluth

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Im Morde zu erfüllen,

In des ergrimmten Ebers Blut
Die eigne Wuth zu stillen.

Erwünscht ihm einst die Botschaft war,
Daß zu des Volkes Grausen

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Auf’s Neu’ der rauhen Wölfe Schaar

Im Forste solle hausen;
Schon tönt von feiner Zinnen Rand
Sein Horn mit Sehmetterschalle,
Bald vor der Veste Thoren fand

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Er seine Mannen alle.


„Hinaus zum Wald, der Morgen ruft,
Die hellen Hörner klingen,
Es lebt im Haine, Thal und Kluft,
Die jungen Falken schwingen

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Der Flügel prüfende Gewalt,

Dort naht der Felsenquelle
Das scheue Reh’ vom dunklen Wald,
Es naht der Hirsch, der schnelle!“

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_350.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)