Seite:Badisches Sagenbuch II 358.jpg

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Denn der alte Riese breitet
Mächtig seine Arme aus,
Und ihr, eilet und ihr gleitet,

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Um zu sterben, in sein Haus.


Schaust auch du herab vom Hügel,
Grauer, hoher Rittersmann?
Thurm, wer löst das Geistersiegel,
Wer den tausendjähr’gen Bann? –

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Kirchlein! aus der Lieben Mitte,

Ohne Rast und ohne Ruh
Lenken täglich meine Schritte
Durch die Stoppeln dir sich zu.

Kirchlein, einsam an der Straßen!

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Wer dich hier einst aufgebaut;

Liebend hat er ohne Maßen
Zu den Bergen aufgeschaut.

Max v. Schenkendorf.


Die Wallfahrtskirche von Bickesheim.

Diese Kirche ist uralt; davon zeugt ein Glöcklein auf dem Thurm; auf ihr ist in lombardischen Schriftzeichen die Jahrzahl 918 eingegraben. Demnach ist diese Glocke wahrscheinlich eine der ältesten in Teutschland und schon damals aus Wälschland gebracht worden, vielleicht auf Veranlassung der heiligen Mechtildis, Gemahlin Kaisers Heinrich I., die um diese Zeit lebte und viele Kirchen und Klöster gestiftet hat. Von nun an war die Umgebung dieses Kirchleins eine Freistätte, die sich weit hinaus erstreckte. Wie wohl mag es oft manchem Unglücklichen gewesen seyn, wenn er, auf der Flucht vor seinen Verfolgern, den Klang des der Mutter Gottes geweihten Glöckleins vernahm, das ihm Sicherheit und Ruhe verhieß! Ist’s doch auch schon lange her, daß es ins Brautbett läutete dem ritterlichen Markgrafen Rudolf und seiner geliebten Kunigunde! Denn noch sieht man die Badischen Wappen mit der Ebersteinischen Rose auf den alten Säulen und Fenstern der Kirche, und an

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_358.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)