Seite:Badisches Sagenbuch II 367.jpg

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Thal vom Wasser zu befreien, wenn man ihm dafür die Freiheit schenkte. Nachdem dieser Vertrag eingegangen war, begab sich der Gefangene zu dem damals noch geschlossenen Binger-Loche und ließ die dortigen Felsen durchbrechen, wodurch der Rhein seinen Abfluß erhielt und das Thal zu einem urbaren gesegneten Landstrich wurde.

3. Von der Burg führten drei unterirdische Gänge, der eine in die Augustenburg, der zweite in das Schlößchen und der dritte in das Schloß zu Durlach. Durch den letzteren Gang konnte man sechsspännig fahren und eben so in dem Durchlacher Schloße, (welches vor seiner Niederbrennung eines der schönsten in der Welt war) bis zum Speisesaal im oberen Stockwerke.

4. In dem unterirdischen Burg-Gewölbe liegt ein großer Schatz, um dessentwillen sich schon mehrmals einzelne Männer hinuntergewagt haben, aber niemals wieder herausgekommen sind.

5. Diesen Schuh hütet eine weiße Jungfrau, welche häufig, zuweilen sogar unter Tags, sich auf dem Schloße zeigt und unter anderm schon mit Geisfüßen, wie auch mit langen spitzen Fingernägeln gesehen worden ist. Sie trägt ein Gebund Schlüssel, woraus sie, wie Einige behaupten, den Hauptschlüssel verloren hat und nun emsig nach ihm sucht.

6. Vor langer Zeit kam sie einst zu einem jungen Mann, der auf der Bank vor dem Thurme saß, und sagte ihm, er könne sie erlösen und den Schatz gewinnen, wenn er drei Tage hintereinander, zwischen Elf und Zwölf Mittags, hieherkomme und sich durch die Gestalten, worin sie vor seinen Blicken erscheinen werde, nicht abschrecken lasse, sie jedesmal zu küßen. Der beherzte junge Mann erklärte sich zu Allem bereit, fand sich gleich am ersten Tage zur bestimmten Stunde ein, und küßte die Jungfrau, welche als Frosch sich zeigte. Ebenso that er am zweiten Tage, wo sie sich als Schlange vor ihm blicken ließ. Am dritten Tage jedoch, wo sie als feuerspeiender Drache ihm entgegen rauschte, überwältigte ihn der Schrecken und er

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_367.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)