Seite:Badisches Sagenbuch II 369.jpg

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einige Tapezierer, die bei ihren Lebzeiten oft im Schloße zu Gast gewesen, und ein graues Männlein, als Geister um.

10. Auf dem Berge gauckelte in gewissen Nächten eine Menge Lichtlein umher und über ihnen, wie auch über Durlach ist schon Nachts das wilde Heer mit Geknall und Geschmetter dahingebraust. Wer sich unter freiem Himmel befindet, wenn dasselbe oben herangesprengt kommt, muß sich flüchten oder sogleich platt zu Boden werfen, sonst wird er vom Zuge in die Luft empor und mit fort gerissen.

11. Drei Durlacher Metzger, die bei einbrechender Dämmerung von Stupferich heim gingen, erblickten auf dem Thurmberg ein mächtiges Feuer. Sie stiegen hinauf und sahen bei dem Feuer einen vornehmen Mann in alter Tracht mit einem Spitzhute sitzen und in einem großen Buche lesen, das vor ihm auf einem steinernem Tische lag. Als er damit fertig war, brachte ihm ein Diener eine Menge anderer Bücher, die er alle nach einander rasch durchblätterte. Verwundert und, ihrer Meinung nach, unbemerkt, schauten ihm die Metzger zu; auf einmal aber wandte sich der vornehme Mann gegen sie um und rief: „Jetzt aber macht, daß ihr fortkommt; ihr habt die höchste Zeit!“ – Da rannten sie, so schnell ihre Füße sie trugen, den Berg hinab von dannen.

12. An einem Sonntage begaben sich mehrere noch unerwachsene Mädchen in den unbewohnten Bergthurm. Dort fanden sie die Stiege zierlich mit Sand bestreut und kamen in ein schönes Zimmer, das sie früher niemals gesehen hatten, worin ein Bett stand, dessen Vorhang oben von einer Krone festgehalten ward. Als sie denselben zurückschlugen, wimmelte das Bett von Goldkäfern und wiegte sich von selbst auf und nieder. Voll Erstaunen sahen die Mädchen eine Weile zu, plötzlich überfiel sie aber ein solcher Schrecken, daß sie aus der Stube und die Stiege hinab flohen, während ihnen ein schreckliches Geheul und Gepolter nachschallte.

13. Ein Mann, welcher nach der Betzeitglocke im Steinbruche des Thurmberges noch arbeitete, hörte, da er trotz aller

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_369.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)