Seite:Badisches Sagenbuch II 370.jpg

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Anstrengung einen Stein nicht losbringen konnte, hinter sich auf einmal ein spöttisches Gelächter. Als er umschaute, stand ein langer schwarzer Mann da, vor dem er erschrocken davon lief.

14. Zwei Schwestern aus Durlach wollten eines Mittags den Taglöhnern, welche im Weinberge hinter dem Thurm arbeiteten, das Essen bringen. Als sie an die Bank vor dem Thurme kamen, sahen sie daselbst eine Menge der schönsten Citronen liegen, aber alle zur Hälfte auseinandergeschnitten. Eins der Mädchen nahm mehrere davon in seine Schürze, warf sie aber, von ihrer Schwester gewarnt, wieder weg und gieng mit dieser zu den Taglöhnern, denen sie gleich den Vorfall erzählten. Unverweilt liefen die Leute nun, auf einen Schatz hoffend, jener Bank zu, fanden aber daselbst keine einzige Citrone mehr.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt von Bernh. Baader in Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1838.)


Sagen von Wolfartsweier.

1. Wolfartsweier hat seinen Namen daher, weil vor Zeiten zu der dortigen Kirche gewallfahrtet wurde. Damals stund auch auf den sogenannten „Heiligenäckern“ ein Heiligenkapellchen. Die Wallfahrt stund unter der Pflege von Kapuzinern, die zunächst der Kirche wohnten und einen großen Schatz von den frommen Gaben der Pilger zusammenbrachten. Denselben vergruben sie in das Gewölbe unter den jetzigen Pfarrgarten und deßhalb müssen Drei von ihnen Nachts im Garten und dessen Nachbarschaft umgehen. Sie waschen manchmal an dem vorbeifließenden Bache, oder binden im Stalle beim Garten das Vieh los, welches dann noch am Morgen ganz mit Angstschweiß bedeckt ist. Einer von ihnen trägt vor der Herzgrube ein hellscheinendes Licht und ein Anderer, den man einst um Mitternacht am hölzernen Stege sitzend erblickte, wuchs beim Aufstehen und Weggehen so hoch wie ein Baum und wurde von fürchterlichem Krachen begleitet. In dem Garten tänzeln zuweilen Nachts blaue Flämmchen um drei Kälber herum, welche die drei Kapuziner sind.

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_370.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)