Seite:Badisches Sagenbuch II 380.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Leute haben, um Geld zu erhalten, die weiße Frau fleißig aufgesucht, jedoch vergebens, und als sie nach den vermutheten Schätzen gruben, rückten dieselben in der Erde fort. Von der Kirche soll sich ein unterirdischer Gang nach Ettlingen ziehen, und von da weiter bis in das ehmalige Kloster Gottesaue.

(Obige vier Sagen S. in Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1836.)


St. Barbara.

Als teutsches Land noch ganz und gar
Mit wilden Heiden bevölkert war,
Da wohnt’ ein Fürst am Strom des Rheines,
Der hatt’ ein Töchterlein, ein feines,

5
Um das mit heißem Herzverlangen

Viel wunderkühne Degen rangen;
Die Maid indeß, von Weltlust fern,
Diente dem Heiland, unserm Herrn,
Hielt aller Fürsten Glanz gering,

10
Seit sie ein himmlisches Licht empfing.

Das blieb dem Vater unverborgen,
Und also sprach er am Ostermorgen:
„Sag’ ab dem Götzen Jesu Christ,
Mit Leib und Seele zu dieser Frist,

15
Sonst will ich selbst dich fluchbeladen

In’s Elend stoßen sonder Gnaden!“
Die Maid sprach: „Nein.“ – „Sag’ ab, zur Stunde!
Sonst soll im tiefsten Kerkergrunde
Bei Kröt’ und Molch’ dein Wohnsitz seyn!“

20
Er sprach’s voll Grimm, die Maid sprach: „Nein!“ –

„Sag’ ab, sonst soll am Hügel hier,
Beim Zürnen Odin’s schwör’ ich’s dir,
Dein Blut vergießen dieser Stahl!“ –
„Nein!“ sprach die Maid zum Drittenmal.

25
„So stirb!“ – Der Wüthrich hat inmitten

Den lilienweißen Hals durchschnitten,
Doch aus der Wunde fließt kein Blut;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_380.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)