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Sie wallt, umstrahlt von Himmelsgluth,
Zum Kreuze, das im Thale steht,

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Schwingt sich zu Gott in frommem Gebet,

Derweil in regungslosem Grauen
Die Heiden solches Wunder schauen.
Erst als sie hat das Amen gesprochen,
Ist hell das Blut hervorgebrochen;

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Mit Lächeln starb sie seligen Tod.

Und sieh, des Blutstroms dunkel Roth
Ward plötzlich eine Wunderquelle,
Die silbern fleußt an jener Stelle.
Da ward des Volks ein großer Theil

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Sofort bekehrt zum ewigen Heil,

Und Pilger wallten von fern und nah,
Zum Kirchlein der Sanct Barbara.
Wohl mancher Mann und manches Weib
Wusch sich am Born den siechen Leib,

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Und haben sie Heilung dort empfahn,

Das hat Sanct Barbara gethan.

Eduard Brauer.

Der Stoff obiger Legende findet sich u. A. in des Karlsruher Rectors Malsch „Noctes vacivae lucerna,“ t. II. p. 104. Die Heilige soll sogar ihr abgehauenes Haupt, ohne den Kopf zu verlieren, ruhig den Berg herab zur Quelle getragen haben; ein Wunder, welches selbst für die Poesie etwas zu stark ist.


Die weiße Frau.
(Bei Langensteinbach).

„Ein flüchtig Liedchen auf den Lippen,
Das Herz belebt von treuem Sinn,
So fahr’ ich zwischen starren Klippen
Keck durch des Lebens Brandung hin.“

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So singt er laut zum Saitenspiele

In der smaragdnen Waldesnacht,
Wo er im heimlichen Asyle
Allein mit tiefer Sehnsucht wacht.
Den Wonnemond will er begrüßen,

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Den jetzt gebiert des Jahres Schoos;
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_381.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)