Sie wallt, umstrahlt von Himmelsgluth,
Zum Kreuze, das im Thale steht,
Derweil in regungslosem Grauen
Die Heiden solches Wunder schauen.
Erst als sie hat das Amen gesprochen,
Ist hell das Blut hervorgebrochen;
Und sieh, des Blutstroms dunkel Roth
Ward plötzlich eine Wunderquelle,
Die silbern fleußt an jener Stelle.
Da ward des Volks ein großer Theil
Und Pilger wallten von fern und nah,
Zum Kirchlein der Sanct Barbara.
Wohl mancher Mann und manches Weib
Wusch sich am Born den siechen Leib,
Das hat Sanct Barbara gethan.
Der Stoff obiger Legende findet sich u. A. in des Karlsruher Rectors Malsch „Noctes vacivae lucerna,“ t. II. p. 104. Die Heilige soll sogar ihr abgehauenes Haupt, ohne den Kopf zu verlieren, ruhig den Berg herab zur Quelle getragen haben; ein Wunder, welches selbst für die Poesie etwas zu stark ist.
„Ein flüchtig Liedchen auf den Lippen,
Das Herz belebt von treuem Sinn,
So fahr’ ich zwischen starren Klippen
Keck durch des Lebens Brandung hin.“
In der smaragdnen Waldesnacht,
Wo er im heimlichen Asyle
Allein mit tiefer Sehnsucht wacht.
Den Wonnemond will er begrüßen,
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_381.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)