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Dann schwemmten Stein und Sünden

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Die Wasser in den Rhein,

Und dort verschläng’ ein Strudel
Den Nachts gewachsnen Stein.

Der Teufel woll’ ihn halten,
Der Strudel geb’ nicht nach,

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Es sei der Macht des Rheines

Der Teufel selbst zu schwach. –[1]

Drum rieth’ ich großen Sündern,
Sie wüschen sich im Rhein,
Wascht der sie nicht, so müssen

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Sie wohl des Teufels seyn.
Ludwig Kieffer.


Der Schwabe vor Bretten.

Eine tapfere That verübten einst die Brettener im Jahr 1504, als der Herzog Ulrich von Würtemberg mit 20,000 Mann die Pfalz kriegerisch heimsuchte und Bretten belagerte. Die Schwaben lagen Nachts im besten Schlaf, wurden aber sehr unhöflich geweckt; denn die Brettener machten einen Ausfall und kamen ihnen so derb über den Hals, daß sie Geschütz und Munition im Stiche ließen und schleunigst Reißaus nahmen. Bei dieser Gelegenheit hielt ein Schwabe seinen Finger just vor die Mündung einer Feldschlange, als man sie losbrannte. Der Finger flog mit der Kugel weg und der Schwabe schrie:


  1. Das Wachsen des genannten Steines ist höchst wahrscheinlich dahin zu erklären, daß er aus einer luftbeständigern Felsmasse besteht, als die ihn unmittelbar berührende Thalwand. Je mehr diese durch Witterungseinflüsse sich auflockert und ablöst, um so mehr legt sie den Stein bloß, um so größer erscheint er, ohne deßhalb heraus- und in das Thal hinein zu wachsen; der schon vorher in seiner ganzen Größe vorhandene Stein wird nur sichtbarer und hat deßhalb bei dem Volke zu dieser Redensart, er wachse, Veranlassung gegeben.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_416.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)