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als grauer Mann erschienen. Auch läßt sich daselbst das durchdringende Gewimmer eines Gespenstes halbe Nächte lang hören.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgeteilt von Bernhard Bader in Mone’s Anzeiger etc. Jahrg. 1838.)


Der Gast in der Rheinmühle.

Wohl war es um die Mitternacht,
Den Müller treibts zur Mühle;
Es gleitet durch die Wellen sacht
Sein Kahn im Mondschein kühle.

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Tief ruht die Stadt; – das Mühlenrad

So schläfrig geht’s im Kreise;
Die Wasser wallen ihren Pfad
Traumfeierlicher Weise.

Und aus dem Nachen leise leis

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Der Müller tritt zur Mühle,

Da sieh! mit langem Bart ein Greis
Ruht hier auf schilf’gem Pfühle.

„He, fauler Knecht! wen herbergst du?“
Der Müller riefs im Zorne. –

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„Herr, gönnt dem müden Alten Ruh!

Er schadet nicht dem Korne.“

„Und wärs der müde Herrgott auch –
Die Schlote wollen rauchen!
Hinaus mit dir, du alter Gauch!

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Kann nicht Faullenzer brauchen!“


Das Wasser schwoll, der Sturmwind schnob
Wild brausend um die Mühle;
Mit drohender Gebärde hob
Der Alte sich vom Pfühle:

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_435.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)