Seite:Badisches Sagenbuch II 439.jpg

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der nächsten Freitagsnacht mit ihm die Schlafstätte wechseln. Zur gewöhnlichen Zeit kam die Müllersfrau an das Bett, worin jetzt der Knecht lag, zäumte denselben; in der Meinung es sey der Junge, auf, gab ihm Pferdsgestalt und ritt auf ihm davon, was er alles ruhig geschehen ließ. In der Nähe der Hexenversammlung band sie den so verwandelten Knecht an einen Baum, nahm ihm den Zaum ab und begab sich allein zu dem Fest. Als solches zu Ende war, kehrte sie zurück und wollte ihm den Zaum wieder anlegen, er aber packte denselben, warf ihn geschickt ihr selbst über, verwandelte sie damit in ein Pferd, schwang sich, nun wieder in seiner eigenen Gestalt, darauf, und sprengte nach der Stadt und gerade vor eine Schmiede. Dort ließ er das Pferd an allen vier Hufen beschlagen, ritt dann in die Mühle und ging, das Pferd sich selbst überlassend, zu Bette, um noch auszuruhen. Am Morgen gab sich die Müllerin für krank aus und hüllte sich sorgfältig in die Bettdecke, aber ihr Mann, welchem allein der Knecht die Sache mittheilte, nöthigte sie, ihm ihre Hände und Füße zu zeigen, woran die Hufeisen noch fest saßen. Diese nahm er ihr zwar unter Gebetsprüchen glücklich ab, jedoch mußte sie hoch und theuer ihm geloben, sich zu bekehren und vornehmlich auf immer der Hexerei zu entsagen, welches Versprechen sie auch, mit Gottes Beistand, treulich erfüllt hat.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt von Bernhard Baader in Mone’s Anzeiger etc.“ Jahrg. 1839. S. 182).


Der Rosengarten.
(Erzählung nach der Volkssage.)

Gleich außerhalb der Festung Mannheim, am diesseitigen Neckarufer, stand eine Hütte auf einer kleinen Anhöhe, die das Hochwasser nicht überfluthete. Um die Hütte zog sich ein freundliches Gärtchen. Hier wohnte der alte Fischer Hamm mit seinem Weib und seinem Sohne, einem starken gesunden Burschen von neunzehn Jahren, der seinem Vater im Geschäfte treulich beistand. Der Junge hieß Bastian, die Fischer aber nannten ihn nur den Singbastel, denn er johlte den ganzen Tag und war voll durchtriebener Einfälle, jedoch ein ehrlicher

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_439.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)