Seite:Badisches Sagenbuch II 440.jpg

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Kauz, der wohl den Muth gehabt hätte, dem lieben Herrgott selber frei ins Antlitz zu schauen. Jetzt war er Bräutigam, oder stand im Begriffe, sich nach Ostern einen eigenen Haushalt zu gründen, das heißt, die Hütte seines Vaters etwas zu vergrößern und die stille Familie zum Anfang um ein Glied zu vermehren. Seine Braut Liesbeth war ein frisches braves Mädchen, deren ganze Ausstattung jedoch nur in ihrem guten Muthe und einem Paar fleißiger Hände bestand. Ihre Aeltern hatte sie früh verloren, daher sie dann im Dienste fremder Leute sich spärlich durchbrachte. Auch Bastian besaß nur wenige Gulden, die er sich mit rastlosem Fleiße zusammengespart hatte, um, was die Hochzeit und die Einrichtung etwa kosten möchten, damit zu bestreiten; deßungeachtet sah das Brautpaar den Himmel voller Geigen und hatte keinen sehnlicheren Wunsch, als wenn nur erst Ostern vorüber wäre. Das Vierteljahr, das noch dazwischen lag, glaubten sie kaum erleben zu können.

Es war ein kalter später Winterabend; der alte Hamm saß bei seiner Frau, die Krankheitshalber darniederlag, am Bette und plauderte mit ihr vom künftigen Hausstande ihres Sohnes. Dieser war heute ungewöhnlich lange auf dem Fischfange ausgeblieben und eben wollte die Mutter ihre Besorgnisse darüber äußern, als dessen schon von fern ertönendes fröhliches Gejol dieselben auf einmal zerstreute. Gleich darauf trat Bastian in besonders lustiger Stimmung zur Kammer herein und erzählte lachend, welch ein Glück ihm heute begegnet sey. „Hört nur,“ – hub er an – „in der Stadt ist ein Leben, so etwas hab’ ich mein Lebtage nicht gesehn! Um die Friedrichsburg und am Sand hin ist Alles voll Buden und Ständen, und zwei Kegelbahnen nebeneinander, und Zelte zum Tanzen – das muß ja Morgen eine Lust geben, wie im Paradies; denkt nur! all’ meine Fische hab’ ich an den Durlacherhof-Wirth verkauft und ihm selbst ins Haus bringen müssen. So viel Geld sollten wir alle Tag lösen, da seht einmal her, Vater!“ Mit diesen Worten schüttete Bastian seine Tasche voll blanker Münze auf den Tisch auf; der Vater strich schmunzelnd ein und überreichte das Geld der Mutter, die es auf dem Deckbette behaglich nachzählte. „Als ich die Fische hinbrachte“ – fuhr Bastian

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_440.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)