Seite:Badisches Sagenbuch II 444.jpg

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Allen, wurde vertrauter, nannte sie Kameraden, Freunde und Brüder, versprach, bei ihnen zu bleiben, nahm Handgeld und ward die Beute der Werber. Er wußte nichts mehr von sich und, sank in einen tiefen Schlaf.

Als er am andern Tage spät erwachte, fand er sich auf einem Wagen liegend, mit einem alten Mantel bedeckt; vor ihm saßen ein Offizier und zwei Soldaten, hinter dem Wagen her kam noch ein ganzer Trupp Angeworbener, in den verschiedensten Trachten. Den Zug schloß eine Anzahl Bewaffneter und so gings langsam fort der Heerstraße nach, dem schwäbischen Kreise zu. Bastian war in stummer Verzweiflung und biß sich in die Lippen, um sie nicht laut werden zu lassen; ihm bot sich keine Aussicht auf Hülfe, auf Rettung. Heiße Thränen strömten über seine Wangen bei dem Gedanken an seine Braut, seine Aeltern. Der Zug wälzte sich ohne Aufenthalt langsam fort. Bald mußte auch Bastian den Wagen verlassen, um sich den übrigen Gefährten hinten anzuschließen. Welchen Trost hätte ihm jetzt der Anblick eines Freundes gewährt! Aber unter Allen sah er keinen einzigen Bekannten.

Bastian’s Mutter hatte jene unglückliche Nacht qualvoll durchwacht, der Vater kein Auge geschlossen, nur Liesbeth ahnte nichts Schlimmes. Fröhlich hatte sie sich zu Bette gelegt, das Fest im Traume noch einmal durchlebt und ihr erster Gedanke beim Erwachen war der Wunsch, den Geliebten heute recht bald wiederzusehn. So trat sie munter ihre Tagwerk an. Statt Bastians kam aber dessen Vater mit sorgenvoller Miene zu ihr und als auch Liesbeth ihm keine weitere Auskunft über seinen Sohn geben konnte, als daß er sie gestern Abends heimbegleitet und ihr versprochen habe, sich ebenfalls gleich nach Hause zu begeben, da stieg seine Angst noch weit höher. Er ging von Straße zu Straße und forschte bei all seinen Bekannten nach, auch Liesbeth gab sich alle Mühe, doch vergebens. Erst nach einigen Tagen verbreitete sich das Gerücht, Bastian habe sich, vom Weine bethört, anwerben lassen, die näheren Umstände aber wußte Niemand anzugeben.

Für Bastians kranke Mutter war diese Nachricht ein Todesstoß, den sie nicht lange überlebte; noch vor Ostern ward sie zu Grabe getragen.

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_444.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)