Seite:Badisches Sagenbuch II 464.jpg

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worin er den Rest seiner Tage in frommer Betrachtung und stiller Trauer verbrachte. Von Zeit zu Zeit besuchte ihn dort die nun allen Lebensfreuden erstorbene Adelheid, netzte seine weißen Locken mit ihren Thränen und schmückte das Grabmal des geliebten Jünglings mit vielen Blumen, deren sorgsame Wege jetzt noch ihr einziger Trost war. –

Die Zeit ist alt geworden, Epheu rankt sich längst um die Reste der Burg, auf jener Stelle ruht aber noch immer eine heilige Weihe und der Freund der Natur findet dort schöne seltene Pflanzen, wie deren gleichen der ganze Umkreis des Gebirges ihm keine mehr bietet.

(Ohne Namen des Verfassers mitgetheilt im Mannheimer Stadt- und Landboten Jahrg. 1831, S. Nr. 78 und 79.)


Der Spruch auf der Burg Windeck.

Das Mauerwerk schon fertig stand;
Es rührt der Zimmermann die Hand,
Und aufgeschlagen steht der Bau;
Das Thurmdach ragt ins Himmelsblau,

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Und wo die Sparren sich verbinden,

Da steckt der Strauß, ein Spiel den Winden.

Die Bänder wehn von Tannenstrauß
So lustig lockend weit hinaus;
Den Burgweg strömt das Volk hinan,

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Es hörte gern den Spruch mit an.

Der Bauherr kommt von Lorsch geritten,
Abt Diemo in der Brüder Mitten.

Es ist ein Fest für Jung und Alt,
Und Alles nach Burg Windeck wallt;

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Die Ritter nah’n und Edelfrau’n,

Des Festes Lust mit anzuschau’n;
Und was der Hof vermag zu fassen,
Wird freundlich auch hereingelassen.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_464.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)