Seite:Badisches Sagenbuch II 466.jpg

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Der Hexenthurm in Weinheim.

Dieser Thurm, den der Grundelbach von dem Schloßberge trennt, steht ganz nahe bei dem Müllheimer Thorthurme. In jener umwölkten Zeit, wo so mancher Unschuldige, als der Zauberei verdächtigt, gefoltert und dem Scheiterhaufen übergeben wurde, hat man auch diejenigen Personen Weinheims und der Umgegend, welche der Hexerei beschuldigt wurden, in diesen Thurm gesperrt. Da jedoch damals der Glaube herrschte, daß solche Teufelsgenossen ihre Zaubermacht augenblicklich wieder bekämen, sobald sie mit bloßer Haut die Erde berührten, so hat man sie auf luftigen Bahren und Stiegen in das obere Verhörzimmer des Müllheimer Thorthurmes gebracht.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt von Lehrer Zimmermann.)


Der Geist des Burgkochs auf Windeck.

Kaum lebt noch in weniger Leute Munde die Sage von dem geisterhaften Burgkoch von Windeck. Wo solcherlei alte Kunden noch den Stoff zur Unterhaltung liefern, da wird gewöhnlich auch die Ursache der Strafe des betreffenden Geistes mit Nachdruck und als Eingang der Erzählung beigefügt; aber gerade hier tritt der Fall nicht ein.

Worin nun das Verbrechen des Windecker Küchenmeisters bestanden, – ob er durch Giftmischerei, Mord, oder durch Entwendung großer Geldsummen sich seine Buße zugezogen? – darüber erzählt man sich nichts Gewisses. Daß er aber eine frevelhafte That an einem grünen Donnerstage verübte, das findet die Erzählung schon in dem Umstand als wahr begründet, weil der Geist blos am genannten Tage sein Wesen in der Burg treibt. Kurzum, es spuckte, – denn gegenwärtig spuckt es nicht mehr – jedesmal am grünen Donnerstage auf der Burg. Mancher Waghals erdreistete sich, an diesem Tage die Burg zu betreten. Mit Steinwürfen aber empfangen, ward er auch mit Steinwürfen wieder entlassen, und doch war keine menschliche Seele allda zu sehen, noch zu hören.

Einst besuchte auch ein verwegener Kammerherr am grünen Donnerstage diese Burg. Da sausten ihm plötzlich rechts und

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 466. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_466.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)