Seite:Badisches Sagenbuch II 475.jpg

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Quellen hattest du ihm, hattest dem Flüchtigen
Kühle Schatten geschenkt; und die Gestade sah’n
All’ ihm nach, und es bebte

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Aus den Wellen ihr lieblich Bild.


Aber schwer in das Thal hing die gigantische
Schicksalskundige Burg, nieder bis auf den Grund
Von den Wettern gerissen;
Doch die ewige Sonne goß

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Ihr verjüngendes Licht über das alternde

Riesenbild, und umher grünte lebendiger
Epheu; freundliche Wälder
Rauschten über die Burg herab;

Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Thal,

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An den Hügel gelehnt, oder dem Ufer hold,

Deine fröhlichen Gassen
Unter duftenden Gärten ruh’n.

J. Ch. Hölderlin.


Heidelbergs Ursprung.

Ueber den Ursprung der Stadt und ihres Namens sind die Meinungen sehr getheilt. Einige wollen ihre Benennung von dem jenseits des Neckars sich erhebenden Heiligenberg herleiten, der, wie sie behaupten, entweder in Bezug auf die einst dort angesiedelten Römer, oder auf altgermanische Wohnplätze, nach Einführung des Christenthums, Heidenberg genannt worden und sodann den jetzigen Namen erhielt. Andere dachten an eitel Berge, weil der Ort mit so viel Höhen umgeben ist, und noch Andere an Edelberg. Die gründlichsten Gelehrten aber nehmen an, daß die Stadt ihren Namen von der Menge der in den Waldungen des Gaisbergs und hinter dem Schloße wachsenden Heidelbeeren erhielt. Sie begründen ihre Meinung, die unstreitig viel Wahrscheinliches hat, durch den Umstand, daß sich auf einem alten Wappenstein eine Abbildung des Berges mit Heidelbeerstauden und zugleich eine Jungfrau befindet, welche einen Strauß von dieser Frucht in der Hand trägt, und daß ferner der Löwe auf dem ältesten Stadtsiegel mit einem Heidelbeerkranze geschmückt ist. – Was die Geschichte des Ortes betrifft, so weiß man darüber nichts Genaues aus der altgermanischen Zeit. Ohne Zweifel saß damals hier ein teutscher Volksstamm,

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 475. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_475.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)