Zwar lieb’ ich Frieden wahrhaft, doch führ’ ich auch das Schwert;
„So rüstet!“ – donnert der Herold – „Wir zwingen das
Geschick!
Kampf sey’s auf Tod und Leben! –“ Da trifft ihn der Jungfrau Blick,
Da sinkt, im Zorne gehoben, der Arm ihm wie gebannt –
Fort trägt ihn der schäumende Rappe. – Sie sinnt ganz unverwandt.
Der Besuch.
Ein dumpfes Waffenklirren herauf zum Schlosse schallt;
Bang sorgend um den Vater, dort in des Treffens Reih’n,
Sitzt Agnes, die schöne Welfin, im Garten bleich allein.
Sie stützt das Haupt aufs Händchen; das Herz ist ihr so schwer,
Sein Aug’, sein Gang, seine Rede, sein edler Fürstenglanz,
Das nahm die armen Sinne der Maid gefangen ganz.
Und wie sie sieht und denket, steht’s plötzlich jetzt vor ihr,
So sonnenhell und leuchtend! – kein Sinn betrügt sie hier –
An Schönheit, Kraft, Blick, Haltung – an aller Hoheit reich.
Sie hält die Hand vor’s Auge und blickt ihn bangend an,
Das Herz, es will nicht schweigen, wenn’s auch die Lippe kann;
Sie sieht, kann’s doch nicht glauben, und sieht’s doch wieder klar:
Der Ritter aber neiget sich ihr mit Bescheidenheit:
„Ob Ihr, o süße Herrin! dem Kühnen wohl verzeiht? –
Als ich zuerst Euch schaute, da sprach es laut in mir:
Die Eine vor allen Andern ist teutscher Frauen Zier!“
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 486. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_486.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)