Der Fürsten Loos auf Erden, es liegt in Gottes Hand,
Drum wollt’ ich nicht verzagen, drum stritt ich um mein Land;
Mein Liebstes mir zu verlocken durch deinen Sohn: – mein Kind!
Ich hab’ auf Erden wahrlich kein köstlicheres Gut,
Als meine Tochter Agnes, die Letzte vom Welfenblut,
Sie, die mir mehr als Alles, als Ruhm und Leben gilt,
Und als ich dies vernommen und als ich dies erkannt,
Gelobt’ ich zu vereiteln, wornach er heiß entbrannt;
Er schwor, dich zu befreien und mir mein Kind zu nehmen,
Da müßt’ ich alter Weißbart mich ja zu Tode grämen!
Er wollte Agnes rauben; nun denn, ich geb’ ihm sie!
Er schwor, Dich zu befreien – ich selber geb’ Dich frei!
Und willst Du Freund mir werden – schlag ein, ich bin dabei!
Denn sieh! im Treffen mitten, da sann ich dies bei mir:
Die einz’ge Tochter Agnes! Warum fließt teutsches Blut?
Eint sich die Pfalz mit Bayern, – dann hat sie’s, denk’ ich, gut! –“
Da sinkt der Wittelsbacher dem Welfen in den Arm;
Er drückt ihn an den Busen recht männertreu und warm,
„Macht Hochzeit“ – ruft der Pfalzgraf – „zu Straubing soll sie seyn!“[1]
Und als sie Hochzeit hielten bei Saitenspiel und Tanz,
Bei goldnen Weines Perlen in goldner Kannen Glanz,
Der Herzog hob den Becher: „Hoch Pfalz und Bayerland,
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 490. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_490.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)